INBILD

INBILD

… Ich male derzeit an einem großen symmetrischen Bild.
Symmetrie sei in der bildenden Kunst tabu, sagte mal eine anerkannte Autorität. Das sei wie Tanz ohne Bewegung.
Ich habe keine Ahnung warum mich ausgerechnet dieser Tanz momentan so fasziniert. Oder doch? Möglicherweise weil sich in der Geometrie pulsierende Ordnungen zeigen die in sich stimmen ohne Interpretation und Deutung? Jedenfalls vermag mich diese, nicht vom Menschen beeinflussbare Intelligenz, zu inspirieren.

Der scheinbare Widerspruch von Statik und Bewegung ist auch am Blautopf aufgehoben. Dort sprudeln täglich seit Jahrtausenden belebende Wassermassen aus seinem unverrückbarem Ort. Statik und Bewegung sind also kein Widerspruch, sondern in der Quelle vereint.

Ich erlebe beim malen dieses symmetrischen Bildes die intensive, prickelnd-vibrierende Kraft der Ruhe, einen Klang der Stille, wie ein unhörbarer Gong, der langsam, ich male bereits seit zwei Monaten daran, zur visuellen Musik wird.

Doch vor allem male ich am INBILD. Vielleicht kann ich sogar schreiben: am „heiligen Bild“ von mir und dir.  „Gott hat den Menschen nur skizziert, es geschieht auf der Erde dass jeder sich erschafft“, sagt ein senegalesisches Sprichwort. Ich werde nicht müde es zu wiederholen.

Die Vorgabe zum INBILD ist das höchste Ideal im Glanz des verliebten Blickes.
Die Leinwand ist gewoben aus Zeit und Raum.
Die Pigmente werden aus verschiedenen Enttäuschungen gewonnen. Die über sind selbst sind die Haltbarsten und Lichtbeständigsten.
Das Bindemittel ist, neben harzig-zähem Liebes-Schmerz, Humor und Lachen. Insbesondere über die eigenen Grenzen und damit verbunden das eigne Scheitern. Scheitern öffnet und zeigt wo es weiter geht. Dann zeigt sich das Ziel. Es ist zugleich Gipfel und Quelle … und Freude rinnt in den ausgetrockneten Tränensee.

… oder so ähnlich …