… Werkbrief. 11. Woche 2023
Gestern wurde dieses Bild fertig. 10 Wochen habe ich daran gearbeitet. Es ging durch sehr viele Stadien und war ein kostbarer Erkenntnisweg. Einige Notizen dazu:
- Ich folgte einer Spur ins Offene, nahm Witterung auf. Was zeigt sich da beim Malen? Ich wusste nicht genau wohin. Oder doch? … ja schon. Die Orientierung war klar: ins Stimmige.
- Malen ist ja schauendes Denken, bei dem das Bild den Gedanken ausbildet.
- Es ist im kreativen Prozess normal, manchmal im Dickicht der unbegrenzten Möglichkeiten stecken zu bleiben, sich in Verzweigungen zu verirren und Fehler zu machen. Die erweisen sich – wenn einen der Ärger nicht zu lange im Griff hat – oft als Öffnungen zu neuen Räumen. Manche Abwege enthalten dann überraschende Lösungen und verwandeln sich in Aufwege, doch nicht immer.
- Jede Linie, jeder Punkt, die Nuancen der Farben und das Hell-Dunkel visualisierten schließlich eine bereits vorhandene, unsichtbare Ordnung. Oder anders gesagt: Eine bestimmte Energie und Frequenz, die im Unsichtbaren wirkt, wurde durch den Malprozess in sinnlich Wahrnehmbare übertragen.
- Es war, als hätte ich Musik gemalt, die sich im Spielen auch noch zugleich ihr Instrument erschafft.
- Das auf der Spitze stehende Quadrat tauchte intuitiv zu Beginn des Prozesses auf. Bei näherer Beschäftigung damit zeigt sich, dass es ein altes Symbol für Schöpferkraft und Fruchtbarkeit ist, bekannt als Rune Inguz. In dieser Figur, mit ihrem dynamischen Kreuz und den vier energiereichen Richtungen sind zwei linsenartige Mandorla-Formen verborgen, die sich durch die Kreisbögen im Quadrat ergeben. Die vertikale Mandorla repräsentiert die Polarität mit Licht-Dunkel, Krone-Wurzel, die horizontale die Elemente Feuer-Erde, Wasser-Luft, als komplementäre Farbenpaare.
- Die Vertikale gliederte sich im Laufe der Bildfindung in drei Ebenen: Denken, Herz, und Schöpferkraft/Fruchtbarkeit.
- All diese klaren Zuordnungen ergaben sich nach und nach beim Malprozess. Sie wurden immer wieder auf ihre Stimmigkeit überprüft und so lautet die, durchs nonverbale Bilden und Malen gereifte Gedankenernte:
- Das Denken ist empfangsbereit
- Die Herzkraft ist bewusst
- Das schöpferische Spiel ist im Gang.
Alfred Bast. KUNST KLOSTER art research. 19.3.2023