Übungen in kultureller Aneignung

25. Woche 2023. Werkbrief:                            

Seit einer Woche zeichne ich jeden Morgen vor dem Frühstück auf große Papierbögen mit Japantusche und Pinsel. Ich übe mich in „kultureller Aneignung“. Denn die Diskussion darüber empfinde ich als einseitig. Es wird dabei vergessen, dass fremdes Kulturgut nicht nur Beutekunst ist (…was es leider auch ist…) sondern auch den Wunsch und die Offenheit beinhaltet von Fremdem zu lernen. 

Aneignen heißt nicht nur raffen, sondern auch lernen!

Ohne solche lernwillige „kulturelle Aneignung“ gäbe es keine Kunst-Entwicklung. Diese Art der Aneignung ist Wertschätzung einer fremden Kultur gegenüber, und enthält die selbstverständliche Bereitschaft zum förderlichen, respektvollen gegenseitigen Dialog und die Freude sich gegenseitig zu inspirieren.

So las ich neulich in dem Buch Japaners Ken Mogi der über „Nagomi schreibt, wie sehr sich die japanische Kultur und Wirtschaft durch Aneignung außerjapanischer Einflüsse entwickelt hat, ohne dabei ihre eigenen Identität zu verlieren. Dies eben sei ein Aspekt von „Nagomi“, was Balance der Gegensätze bedeutet, also von der Kraft der Mitte handelt. 

Mit meinen morgendlichen Pinselzeichnungen mit Japantusche und Pinsel übe ich: „Ostalb-Nagomi“.