16. Woche. Werkbrief aus dem Atelier. April 2023. Offene Ordnung.

Gestern zeichnete ich erstmals in diesem Jahr draußen einen kleinen Ausschnitt Wiesenboden, mit seiner chaotischen Fülle.

Da sind abgebrochene Ästchen, die teilweise von Gräsern und Moosen umgeben und überwachsen sind. Dort ein altes, graues, bereits aufgelöstes Blatt vom letzten Herbst, und hier das kleine Löwenzahnblatt, das seine gezackte Gestalt keck und aufrecht in frischestem Grün der Sonne entgegenbiegt.

Den ersten raschen Blick auf dieses komplexe Gewirr zu richten, dann dem Sehen Zeit zuzuführen, 

um schließlich im Schauen aufzuwachen und zu erkennen, dass, wie chaotisch es auch erscheint, alles in friedvoll offener Ordnung gleichzeitig zusammen ist … Warum macht mich das froh?

Vielleicht weil ich spüre, dass dieses zeichnende Schauen, auch mich – in einer rückkoppelnden Wirkung – in diese offene Ordnung mit hineinnimmt?

Das Schauen erkennt ein Ganzes. In all der Vielfalt zeigt sich eine spielerische schöpferisch freigebende Komposition am Werk, die auch den Zeichner enthält.