15. April 2020. Werktagebuch

Bildschirm

Ich sitze vor dem Bildschirm. 2:30 Uhr. Eine Tasse Grüntee neben mir. 

Immer wieder frage ich mich was dieser Begriff: „Bildschirm“ eigentlich meint? 
Ein Schirm ist doch etwas das abschirmt. Vor Regen zum Beispiel. Oder, wenn ein Rettungsschirm in Millardenhöhe aufgespannt wird, oder ein Prominenter die Schirmherrschaft übernimmt. Wer hat die Schirmherrschaft über meinen Bildschirm? Ich!?

Vermutlich ist die Bildschirm-Oberfläche, weniger ein Schirm, als eine dunkle Leucht-Tür zu einem virtuellen Kanal der zugleich absaugt und einimpft. Weniger emotional gesagt: der empfängt und sendet.

Buch 14. Sieben-Jahres-Projekt mit Reclam-Universal-Notizbüchern. Mischtechnik auf Papier. 15 x 19 cm. 7. 4. 2015.

www

Klar ist: dieser leuchtende Computer Bildschirm schirmt nicht ab, im Gegenteil. Er ist extrem durchlässig. Durch ihn flutete die ganze wwwWelt herein, und meine einzelne hinaus … doch das dauert noch.

 
Jetzt, wenn ich das schreibe, lass ich noch nichts herein fluten, da spiegeln sich in den Buchstaben meine Morgengedanken. Ich schreibe nicht von Hand, das könnte kaum jemand lesen, sondern in perfekter, schöner Avenier Schrift. Ich mag und mache beides, mit Hand schreiben und am Computer tippend Gedankenskulpturen formulieren.

Oberfläche

Unter seiner dünnen Oberfläche, auf der ich tippend rudere – ich komme nur sehr langsam mit eigener Kraft voran – lauert ein kalt-brodelnde, unendlich flache Tiefe. Zahlenmonster und Algorithmen-Aligaroten, Werbe-und web-Schlangen und alle möglichen Sorten mutierten Datengetiers tummeln sich dort. Nur durch einen Klick bin ich davon entfernt. 

Buch 5. Sieben-Jahres-Projekt mit Reclam-Universal-Notizbüchern. Mischtechnik auf Papier. 15 x 19 cm. 22. 11. 2013

Datenvielfalt

Wenn in die Artenvielfalt der Natur bedroht ist, so gilt das nicht für die Datenvielfalt. Da gibt es exponentielles Wachstum. Oder Wucherung, je nachdem. Allerdings beruht das alles nur auf zwei Zahlen, auf Null-Eins … und zahlen muss der „user“ auch, damit sich die Zahlen der Klicks vervielfachen und deshalb die Zahlen der Werbebugets hinten viele Nullen bekommen. Die Natur schenkt sich, das Netz fischt Zahlen und sonst noch allerlei.

(Die hochspannende Entwicklung von der Erfindung der Perspektive bis zum Internet  möchte ich an anderer Stelle vertiefen.)

KUNST KLOSTER Zelle und Weltgeschehen

Wenn ich hier, am Bildschirm, an der heutigen Sprachskulptur arbeite, tue ich das im morgendlichen Gedanken- und Erkenntnisraum.
Doch in welchem Kontext steht er zum aktuellen Weltgeschehen?
Ich möchte wissen, was in der medial vermittelten Welt vor sich geht. 
Um nicht in die Stille des schönen KUNST KLOSTER Ortes zu fliehen.
Denn eine solche Stille würde kraftlos und ängstlich machen.
Doch diese kostbare Stille dieses Ortes will sich mit bewußter, mit kreativer Zuversicht und lichter Herzkraft erfüllen und äußern.

Überblick

Wenn ich mir also einen Überblick über das Weltgeschehen verschaffen will und die www-Info-Schleusen öffne, dann braucht es die Disziplin eines Kapitäns der Kurs hält, und sich nicht ablenken lässt. 
Es gibt, neben wertvollem Wissen und erstrebenswerten Zielen, jede Menge Abgründe, Nebelzonen, Wellenberge und räuberische Werbeangriffe im digitalen Ozean.

Weltprovinz Coronien

Da ich keine Zeit zum Fernsehen aufbringe, und selten die Drei-Minuten-Infosionen – „das Wichtigste vom Tag“ – höre, gebe ich einmal am Tag auf der Suchmaschine – „Corona“ ein, um zu erfahren was in der frisch aus dem Datenozean emporgestiegene „Weltprovinz Coronien“ vor sich geht. 

Über eine Milliarde Aufrufe übermittelt die Suchmaschine – sofort.
Was die wohl sonst noch sucht und findet? 
Das ist ein Phänomen das mich schon länger beschäftigt. Dass Millionen Menschen durch die Massenmedien zur selben Zeit die selben, oder doch sehr ähnliche Reaktionen haben und diese zugleich in ihrem ganz privatem Umfeld erleben. Nebenbei wird Das Private veröffentlicht und das Öffentliche privatisiert.

Buch 24. Sieben-Jahres-Projekt mit Reclam-Universal-Notizbüchern. Mischtechnik auf Papier. 15 x 19 cm. 11. 10. 2017

Zahlengetrigger

Dann kann ich aus dem Bildschirm über Coronien weiter erfahren, wieviel Infizierte, Genesende und Tote es weltweit gibt. Und wie die zu erwartende Steigerungrate ist, wenn die Regeln nicht befolgt werden. Aufgelistet sind zudem die einzelnen Lände, deren Regionen und Gemeinden.
Wie in einem Negativwettbewerb kämpfen die nüchternen Zahlen darum, in mir Schrecken auszulösen und die Bereitschaft, alles zu tun, um weitere Ansteige zu verhindern. Ich erfahre wieviele Masken fehlen, und dass an der großen Hoffnung, dem Impfstoff, auf Hochtouren gearbeitet wird. Mir wird unmissverständlich klar gemacht, dass hier ein „Krieg“ geführt wird. Und wo Krieg geführt wird herrscht Kriegsrecht, das heißt: kein Recht. Weltweit das selbe Muster. 

Andere Ansichten 

In den Tiefen des Bildschirms angle ich auch nach differenzierteren Ansichten. Denn Handlungs-Muster, die sich als einzige, zwingende Wahrheit verkaufen, sind mir, nicht nur in der Kunst, suspekt.

Wo Krieg herrscht stirbt auch rasch die Meinungsvielfalt, der Humor wird riskant, und eine verantwortliche, intelligente Gelassenheit sehr schwierig zu halten und zu vermitteln.

Abweichende Einschätzung von kompetenten Wissenschaftlern, Virologen und Ärzten gibt es. Etwa in den für mich vertrauenswürdigen engagierten Videos von Dr. Bodo Schiffmann. Sie widersprechen dem weltweiten Konsens in der Weltprovinz Coronien. 

Vorbild China

In China hat es angefangen. China hat sofort eine ganze Region, wie heißt das: „shutdown“ gesetzt, also ausgeschaltet. Das Virus kam aus China und das Modell darauf zu reagieren auch. Alle machen es nach. Erstaunlich. Und nun müssen wir noch zusätzlich aufpassen, dass China nicht unsere angeschlagenen Unternehmen übernimmt.
Und das alles verbreitet sich zeitgleich weltweit, eben über diesen magischen Bildschirm, auf dem die Welt wieder ganz flach wird, und in ein rechteckiges Fenster passt. 


Habe ich einen Corona-Virus auf meinem Computer?

Spiegel des Gehirns

Der Bildschirm ist so etwas wie eine nach außen gestellte technische Spiegel-Schale des Gehirns, die in höchst faszinierender Weise, wechselwirkend, zum reflektierenden Impulsgeber meiner Gedanken werden kann.
Die Verbindung von Bild und Begriff wirkt sofort über die Wahrnehmung auf das emotionale System. Schneller als Gedanken sind, werden Gefühle aktiv und reagieren mit entsprechenden Hormoncocktails, die den Gesamtzustand und damit auch die Gedanken prägen.

Diese hochkomplexen, extrem nahen Labyrinthe mit dem eigenen bisschen Denken und Tasten – die selbst Bestandteile dieser Labyrinthe sind – zu durchdringen, um mit der minimalen, eigenen Gedankenkraft, plus dem maximalen, tiefen Vertrauen dem Leben gegenüber, Immunstoffe gegen Existenz-Angst und Panik zu destillieren, das ist am eignen inneren Arbeitsplatz möglich und notwendig für mich, für dich, also für die Welt. Denn wird sind verantwortliche, selbständige Zellen des Menschheitskörpers. 

Buch 38. Sieben-Jahres-Projekt mit Reclam-Universal-Notizbüchern. Mischtechnik auf Papier. 15 x 19 cm. 16. 5. 2019

Ich muss nicht alle Politiker, und alles was geschieht, als eine riesige Verschwörung deuten, und mit den Daten meiner Einsicht entsprechende End-Zeit-Filme in mir ablaufen lassen. Und ich muss andererseits nicht davon ausgehen, dass die Politiker plötzlich völlig selbstlos wären, und ihre eigene Karriere und ihren Machinstinkt vor lauter Fürsorge für die Bürger vergessen hätten. Ich muss einfach vermeiden das Gut-Böse-Muster zu aktivieren das sich so vital anbietet.

Ich muss das Ungeheure des Dramas nicht mit Gesichtern bestücken die mir am besten zu passen scheinen, und Sündenböcke da draußen suchen, sondern den „Feind“ in den Blick nehmen. Eine winzige den Sinnen unzugänglich Kugel mit Noppen. Er könnte in mir sein. Und bin ich selber etwa nur gut, immer gerecht und vom Egoismus frei?

Deshalb. LIEBE DEINE FEINDE – ALSO AUCH DICH SELBST.

Und so schicke ich den kleine Pinonier los, dass er in meinem limbischen System ein lyrisches System installieren möchte. Vielleicht gelingt es.

GATHERED SILENCE, versammelte Stille über Coronien. Mischtechnik auf grundierter Leinwand. 45 x 55 cm. 2020.

Im Bild, das ich, nach drei Tagen, gestern abschließen konnte, bildet sich über dem blauen Grund einer gefleckten Landschaft – vielleicht die neue Provinz Coronien – eine sehr zarte, sehr präzise Achse aus Herz und Kopf, voll energiereicher Gewissheit.

Der neue Tag

Inzwischen ist es hell geworden. Lange, kurzweilige, intensive Stunden bin ich jetzt in der Dunkelheit am leuchten Bildschirm in derGedankenschmiede am Werk.


Ich tu dem heuts so zentralen Bildschirm gleich mal was Feines und lass die Morgen-Sonne auf ihn scheinen, damit das Sonnenlicht auf ihn regnet und er was tatsächlich mal was zu beschirmen hat. Denn ich vermute, dass er es nicht in seine virtuellen Dunkelräume durchlässt.

GATHERED SILENCE, versammelte Stille über Coronien. Mischtechnik auf grundierter Leinwand. 45 x 55 cm. 2020. (Ausschnitt)
... sie liegt in deiner Hand. Mischtechnik auf Papier. 30 x 30 cm. 2018.