Buch 43

https://www.reclam.de/special/alfred_bast_7

das vorletzte Buch, Nr. 43, des „Kleinen Großprojektes“ ist vom Reclam Verlag jetzt online veröffentlicht. Herzlichen Dank dafür. Besonders an F.S.
Buch 43 wird, genau wie alle vorhergenden, um ein Jahr zeitversetzt öffentlich. Waren die letzten sechs Jahre ein natürlicher, harmonischer Reigen so taumelte das Jahr 2020 völlig aus dem Rhyhtmus.

Coronien
Seit knapp einem Jahr ist ein neuer weltumspannender Kontinent aus den Datenfluten aufgetaucht der von einem „gekrönten“ Virus regiert wird: Coronien. Ich habe schon mehrfach darüber in meinem Blog geschrieben. Wir leben darin. Es gelten strenge Regeln. Unsere Solidarität und Nähe besteht jetzt darin, Nähe möglichst zu vermeiden. Das Zwischenmenschliche zeigt sich in der Öffentlichkeit maskiert, informiert, absorbiert, isoliert, distanziert, irritiert. Statt Ausstellungskataloge dürfen wir nun Bußgeldkataloge studieren. Alle sind betroffen. Wenige noch offen für Differenzierungen. Die Farben verblassen aus der Kommunikation. Das Licht des Verstehens wird trübe. Stattdessen: Für oder Gegen, schwarz oder weiß, in oder out … schon im Vorfeld einer Annährung.

Zwei Arten des Virus
Es sind zwei gefährliche Arten des Corona-Virus auszumachen: den biologischen und den medialen. Beide wirken. Der erste physisch, der zweite psychisch. Zusammen bilden sie eine machtvolle Legierung, die eine ungeheure Flut von Informationen und verwirrenden Zahlen produziert, die den Anschein von Präzision vermitteln, und doch alle Unterschiede zu überschwemmen drohen.

Lockdown
gibt es auch in Beziehungen, Begegnungen und Kontakten. Das führt in manchen Bereichen zur Chance, kollektive Gewohnheiten zu überprüfen und neue zu entwickeln. Und gewiss: über Bildschirme ist vieles möglich. Virenfreie Kontakte, homeoffice, homeschooling. Doch auch da werden Viren übertragen. Keine biologischen, sondern mental-emotionale Meinungsviren; und auch Software-Viren. Auch davon sind viele betroffen – bis zur Erschöpfung?

Das Schöpferische
Ist auch das Schöpferische erschöpft? Das kann ich nicht erkennen. Obwohl alles im Außen danach aussieht: Galerien zu, Theater zu, Konzerthallen zu. Das Internet ersetzt das lebendige Miteinander nur zum Teil.
Doch das schöpferische Feuer brennt weiterhin. Jedenfalls bei vielen die ich kenne. Auch bei mir, sogar ziemlich intensiv in diesem Corona-Jahr.

Glück
Was für ein Glück! Oder? Glück ist nicht nur Privatsache. Leben und Kunst sind nie nur Privatsache. Nie bloß persönliche Verwirklichung. Persönliche Verwirklichung ist eine (erfreuliche) Nebenwirkung, aber nicht das Ziel eines schöpferischen Lebens. So wie der Bäcker nicht nur für sich selber backt, obwohl er sich seinen nötigen Teil abzweigt, so ist das schöpferische Leben und die Kunst immer auf Mitteilung, auf Teilung und Freigabe, auf das gemeinsame Gestalten von Sein und Werden hin ausgerichtet.

Ziel
Das Ziel ist die Entwicklung und Entfaltung der menschlichen Potenziale und Fähigkeiten zum Wohle des Ganzen, nicht mehr und nicht weniger. Und darin bin ich auch enthalten, aber eben nicht als Hauptsache. Ich bin nicht das Ziel, aber ohne mich kann ich es nicht erreichen.

Resonanz-Feld
Wir alle kreieren unablässig ein gedankliches und emotionales Wirkungsfeld. Auch ohne Geräte und mediale Übertragung ist es wirksam. Wir selbst, unser Gehirn, unser Herz unser ganzer Körper sind hochentwickelnde Sender und Empfänger. Das ist so selbstverständlich, dass wir das gar nicht mehr wahrhaben, obwohl wir unentwegt darin leben und permanent empfangen und senden. 

Tun
Wer immer sich – wo auch immer – mit seinem inneren schöpferischen Vermögen betätigt, zum Beispiel Gitarre spielt, malt, schreibt, singt, tanzt, töpfert, kocht und denkt, sich also ent-wirft und äußert, speist dies sofort in das lebendige, kollektive Resonanz-Feld ein, reichert es an, stimmt und bestimmt es mit und bekommt Antwort. 
Nicht gleich von Außen als Beifall, und hoffentlich auch nicht als ärgerliches Klopfen an die Zimmerdecke, weil das den Nachbarn stört, sondern von Innen, durch das Tun selbst – als Stimmung. Selbstbestimmt handeln heißt Verstimmungen, das was nicht stimmt, stimmen zu können bis es stimmt.

Die innere Werkraum
Wer schöpferisch aktiv ist öffnet einen Raum.
– Den eigenen Innen-Raum,
– den inneren Arbeitsplatz,
– das innere Atelier-Labor,
– die innere Tempel-Werkstatt.
– der Herz-Raum.
Also: Verschiedene Name für das Selbe. 

Der Raum ist nach oben, zu den Sternen hin, offen. Es gibt einen Brunnen in seiner Mitte zum tiefsten Quell des Lebens. Dazwischen schwingt die vertikale Achse des Welten-Ganzen. In diesem Raum werden frische, belebende, anregende Impulse kreiert.
Alle haben einen solchen inneren Raum in sich: oft verborgen, unerschlossen. Jetzt ist es Zeit – und möglich – ihn zu öffnen.

Schöpferisches Handeln
Schöpferisches Handeln ist atmen. Die Gehirnhälften fungieren dabei wie Lungenflügel. Sie „atmen“ allgemeine Projektionen, Vorstellungen, Meinungen ein. Über das Bewusstsein gelangen sie in den Herzraum. Dort werden die Eindrücke gestimmt, bejaht oder verwandelt und, mit neuer Lebenskraft angereichert, als selbstbewusste Erkenntnis und eigener Sinn „ausgeatmet“.

Lebensnetz
Das nährende Elixier das dabei frei wird ist Freude, die auch für die Verbindung in das kollektive Lebensnetz sorgt. Es braucht keinen elektrischen Strom. Oder genauer: den erzeugt das Gehirn selbst. Dieses Lebens-Netz ist umfassend und unsichtbar wie die Luft. Alle Menschen atmen darin … meist unbewusst. Es besteht aus Gedanken und aus Gefühlen. Gedanken und Gefühle bilden unser psychisches Element in dem wir schwimmen wie Fische. Nur wenn wir ab und zu rausspringen in die hohe STILLE, oder um ein anderes Wort zu nehmen: die intuitive Ebene, die die gedanklich-emotionale Ebene umschließt wie der Luftkörper das Wasser. erkennen wir das Element in dem wir schwimmen auch von Außen..

In Buch 43 übe ich dieses Springen das durch tägliches Schreiben und Zeichnen.