Seminar: „Baum-Zeichen“
12. Oktober – 14. Oktober 2018
Bäume sind Wesen … sie haben Wesentliches mitzuteilen.
An keinem Ort wurde mir das so spontan bewusst wie im Schlosspark von Türnich.
Ein Baum ist über seine botanische Bestimmung hinaus ein lebendiges atmendes „Wort im universellen Buch der Natur“ die in Gestalten spricht. Es spricht, in unendlichen Variationen, von der Einheit rhythmisch pulsierender Gegensätze.
Da ist zum Beispiel der harte, feste Stamm zugleich die Basis für die zart-beweglichen Knospen an den äußersten Verzweigungen des Baumes. Im Wurzeldunkel findet der ganze Baum Halt, Wasser und Nahrung, während sich in seiner lichten Krone helle Blüten zu Sternenkelchen formen, und die Blätter in Licht und Wasser in nährenden Zucker umwandeln. Im Herbst werden die luftig gereiften Früchte, gerundet im Kreislauf der Jahreszeiten, dem Erdengrund entgegenfallen.
Mit Bäumen zeichnend in Dialog zu treten – musisch ernst und spielerisch heiter -, um zu erfahren, was sich hinter gewohnten Sehweisen an verborgenem, kostbarem Wissen und Erkennen durch das eigene An-Schauen eröffnet, ist das Ziel dieses Seminars.
Das Seminar war ein eindrucksvolles und tiefgehendes Erkunden dieser lebendigen Baum-Wesen.
Graf Godehard Hoensbroech und seine Frau Marie Therese eröffneten das Seminar mit einer Führung durch den vom Licht durchglänzten Park. Zahllose runde Eicheln, Bucheckern und Esskastanien und Nüsse hatten die Bäume schon abgeworfen.
Der Park ist wie eine Seelenlandschaft angelegt in der es offen Blicke, verborgenen Wege und „Totholz“ gibt, indem tausende Lebewesen Wohnung und Nahrung finden. Undurchdringliche Hecken erinnern an undurchdringliche Empfindungen. Das Labyrinth und die behauenen Steine des Geomanten Marko Pogačnik wirken auch mich wie Quellsteine. Aus ihnen sprudelte unsichtbar die Stimmigkeit des Universums, als wären es stille Stimmgabeln die den Lärm der Welt und den Lärm des eigenen Denkens und Fühlens wieder auf seine Grundharmonien auszurichten vermögen.
Zeichnen ist ist heute nicht mehr „ab-zeichnen“, sondern „auf-zeichnen“ des Wunders und Rätsels der Natur. Denn die Gier, die geistige Armut und seelischen Taubheit reduziert das Wesen des Lebens auf Energie und Stoff und zerstören deren Einheit und damit auch das geistig-geistig-seelische Potential des eigenen Menschseins und dessen schöpferische Möglichkeiten.
Wir waren drei Tage mit den Bäumen.
Vielen Menschen (mit Hunden) besuchten den Wald und fanden Luft zum Atmen. Manche tranken Augenblicke der Schönheit und hörten den Wind in den Platanen rauschen und sahen farbige Blätter auf die dunklen Wasser fallen und dort zarte Kreis bilden. In der vorzüglichen Demeter Gastronomie im großen Schlosshof in dem auch der Ceres Garten angelegt ist, gab es vorzügliche Speisen.
Türnich ist ein Ort der Zukunft weil er das Leben bewahrt und nährt.
Wir danken den Grafen für diese mutige Transfromatation, ihren Weitblick und die Führung durch die Kapelle, diesem eindrucksvollen Klangkörper auch Mass, Malerei und Glas.
Die Finissage zu meiner Ausstellung wurde mit einen anregenden Gespräch über Kunst und Heilung zwischen dem Grafen, mir und den Gästen beendet. Meine Licht-Stele wird noch eine Weile dort wirken.