Herz-Spuren 1- 3
„Wenn die Kraft der Mitte schwindet, tritt die Mittelmäßigkeit in Kraft“
1981 habe ich mich erstmal dem künstlerisch tabuisierten Herzen zugewandt, als ich meiner 3-jährigen Tochter Eva-Maria ein Aquarell malte: „Traum im Herzen eines dreijährigen Kindes“.
Das war wie eine Initialzündung tiefer in dieses künstlerisch tabuisierte Thema, das zwischen Kitsch und Infarkt, zwischen mechanischer Pumpe und Tempel Gottes hin und her schlägt, einzutauchen. Es hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt, denn, so zeigte sich, das Herz ist DAS ORGAN DER MITTE, das die Lebenskraft schenkt und die Extreme verbindet. Also genau das was für mich auch die zentrale Kraft der Kunst darstellt.
In einer Fülle von verblüffenden Variationen wird dieses Thema durchgespielt. Es ist eine Werkgruppe entstanden, die in 3 x 16 verschiedenen Motiven reproduziert wurde.
Im Folgenden sind die einzelnen Gruppen gezeigt und beschrieben.
… sie kreisen strudelnd um das ewige unveränderlicht Tor zum göttlichen Sein, werden dadurch berührt und verwandelt.
Herz-Tiefe
Überall traf ich auf Herzformen, in Wirbeln von Wassern, in Blättern und Früchten. Eine Bewegunsform also. Zeichnend, deutend, entdeckend erschloß sich mir allmählich diese Form, wuchs durch alle Klischees hindurch und enthüllte sich als Urbild eines Lebensprinzips.
Die Herzform als Ausdruck pulsierend wechselnder Lebenszustände:
Da ruft Verwirrung Klarheit hervor. Wege tun sich auf – enden in Sackgassen. Neue Formen entstehen – erstarren. Zerbrechen unter der Kraftr es ewig drängenden Lebens. Bis aus stetigem Wandel Bleibendes erwächst, ein neues Bewußtsein entsteht und daraus gewandeltes Sein.
Wachstum entlang der Herzspur des Lebens.
Wenn die Kraft der Mitte schwindet tritt die Mittelmäßigkeit in Kraft.
Herz-Widerspruch
Herz und Kitsch lieben eben so nah beieinader wie Herz und Infark.
Warum sollte ich ein so belastetes Motiv bildnerisch bearbeiten?
Vielleicht weil die unversöhnliche Dualität von elitärer Avantgarde und populärer Bildsprache, von Kunst und Leben darin aufgehoben scheinen?
Oder weil mich der Widerspruch von Herz-Infarkt und Herz-Kitsch auf den Verlust lebendiger Mitte in unserer Zeit und westlichen Kultur hinweist?
Welcher Abgrund liegt zwischen der An-Sicht, das Herz sei bloß eine Pumpe , und jener, die in ihm die Verbindung zum Göttlichen Leben sieht?
Jedenfalls war der Impuls die Herz-Arbeit weiterzuführen stärker als alle Widerstände, oder besser:
Impulse und Widerstände ergeben zusammen die Herz-Spuren, sie zeigen den variantenreichen Weg der aus der Mitte kommt.
Kunst bringt die Gegensätze zusammen und verbindet die Extreme zu einem lebendigen Ganzen.
Herz-Freiheit
Es ist befreiend die verschiedensten stilgeschichtlichen Elemente einzusetzen. Konstruktives und Gestisches, Realistisches und Visionäres, Abstraktes und Surreales, Kozeptionelles und Expressives …
Diese geäüßerte Fromenvielfalt steht mit den inneren Zuständen in komplementärer Resonanz. Ernst und Spaß, Angst und Freude, Verzagtheit und Mut, Verzweiflung und Glück, Resignation und die sanfte Berührung möglicher Engel.
Ist nicht alles latent in uns anwesend? Sind wir nicht mit der schöpferischen Freiheit begabt, das Eine wachsen zu lassen und das Andere in fruchtbare Energie zu wandeln?
Können wir dies nicht am eigenen, inneren Arbeitsplatz selbst gestalten, anstatt das Dunkle und Lästige von uns weg auf Andere zu projizieren, um uns, blind für die Zusammenhänge, im Andern uns selbst zu bekämpfen?
Form und Inhalt spielen miteinander und heben ihren Streit im Tanze auf, indem sie sich – pulsierend – ergänzen