Werkbrief aus dem Atelier. Oktober 2025

Atelier ZEIT

Nach langen Wochen, nein Monaten des Unterwegsseins, bin ich endlich wieder an dem  Ort wo das Unendliche wartet. Im Atelier. Wo ist das? Das ist dort wo sich die weit verteilten Kräfte (auch die die sich verirrt haben) in einem leeren Raum aus ruhiger Aufmerksamkeit wieder versammeln können. Das ist dort wo es frische Nahrung gibt aus dem schöpferischen Suppentopf.
Im Außen bedeutet das: Stille Zeit (…trotz der Herbst-Stürme). Langsame Zeit (…trotz sich atemlos beschleunigender Zeitverknappung). Friedliche Zeit (…trotz medialer Feindbildautomatik). Freundliche Zeit (…denn das Verwandte und Geschwisterliche aller Menschen, allen Seins, ist trotz offensichtlicher Unterschiedlichkeit und Gegensätzlichkeit eine Tatsache).
Ich atme diese Atelierzeit tief ein, wie den Quittenduft der schöngelben Früchte von diesem Sommer, die auf dem Tisch liegen … bereit porträtiert zu werden. Wie jedes Jahr (…seit bald drei Jahrzehnten).

In dieser anregenden Langeweile schwingen die Resonanzen mit den zurückliegenden Aufgaben und Projekten leise aus. Sie sickern sacht ins Unbewusste, und finden in den Tiefen des Biografiekörpers ihren eigenen Erinnerungsort, in dem sie reifen, ruhen oder sich auflösen können. So ergibt sich ein unbezeichneter, unbeschriebener Freiraum.
In diesem taucht – inmitten der Person – das pure, schlichte Menschsein auf.
Wie frühes Morgenlicht das (nach der Zeitumstellung) durch die Augen in die Körperzellen leuchtet, sie weckt, belebt und motiviert.
Im Gehirn-Labor – und dessen Wechselwirkung mit den Kreisläufen und Rhythmen des lebensmächtigen Herzens – sowie den komplexen, megaintelligenten Sortierungs- und Verarbeitungsprozessen im Bauch, zeigt sich dieses auftauchende Menschsein als das was es alles zugleich ist: Wunder, Rätsel, Aufgabe, Gewohnheit, Grenze mit einem verschlossenen Tor. (Das Tor lässt sich öffnen in ein bergendes Grenzenloses, in ein heilig Alltägliches, Selbstverständliches.)

Ich stecke Keilrahmen zusammen, bespanne sie mit Leinwand und grundiere sie sorgfältig. Im Freiraum des Ateliers wird diese lästig scheinende Vorbereitung zur konzentrierten meditativen Handlung, und die Grundierung zur empfangsbereiten Grund-Frequenz die sich über die Abgründe spannt. Es wird zur Einladung an das grenzenlose Potenzial, das sich (wie die weit verteilten Kräfte nach langem Unterwegssein) in der leeren Leinwand versammelt. Was wird sich zeigen aus der vielfältigen Fülle das EINEN Seins?